Kinderverschickung
Ein Blick in die Vergangenheit für Betroffene in der Region Hannover
Der Begriff Kinderverschickung bezieht sich auf die Praxis, Kinder, oft aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, für einen bestimmten Zeitraum zur Erholung oder Rehabilitation in spezielle Heime oder Kurorte zu schicken.
Diese Praxis war in Deutschland, insbesondere im 20. Jahrhundert, weit verbreitet – sowohl in der Zeit nach den Weltkriegen als auch in der DDR und der Bundesrepublik.
Warum wurden Kinder „verschickt“?
Die Gründe für eine Kinderverschickung waren vielfältig:
Gesundheitliche Indikationen:
Viele Kinder litten an Tuberkulose, Rachitis, Asthma oder anderen chronischen Krankheiten, die durch einen Aufenthalt in Reizklima (z.B. an der See oder im Gebirge) gelindert werden sollten.
Erholung nach Notzeiten:
Besonders nach den beiden Weltkriegen waren viele Kinder mangelernährt oder traumatisiert. Die Verschickung sollte ihnen Erholung und bessere Lebensbedingungen bieten.
Soziale Gründe:
Kinder aus ärmeren Familien oder solchen mit schwierigen häuslichen Verhältnissen sollten durch die Verschickung eine Auszeit und eine bessere Versorgung erhalten.
Pädagogische Ziele:
Oft war auch die Hoffnung damit verbunden, dass die Kinder durch den Aufenthalt in den Heimen Disziplin und Ordnung lernten.
Die Schattenseiten der Kinderverschickung
Obwohl die Kinderverschickung oft mit guten Absichten begann, gab es auch dunkle Seiten. Viele ehemalige „Verschickungskinder“ berichten heute von traumatischen Erfahrungen, die sie in den Heimen gemacht haben:
Heimweh und Trennungsschmerz:
Die oft wochen- oder monatelange Trennung von der Familie war für viele Kinder, insbesondere Kleinkinder, sehr belastend.
Strenge Disziplin und Bestrafungen: In vielen Heimen herrschte ein rauer Ton, und Kinder wurden für Kleinigkeiten bestraft.
Missbrauch und Gewalt:
Leider kam es in einigen Einrichtungen auch zu körperlichem, psychischem und sogar sexuellem Missbrauch.
Mangelnde individuelle Betreuung:
In großen Gruppen fehlte oft die individuelle Zuwendung, die die Kinder brauchten.
Erst in den letzten Jahren rückt die Aufarbeitung dieser Erlebnisse stärker in den Fokus. Viele Betroffene suchen den Austausch und fordern Anerkennung für ihr Leid. Die Geschichte der Kinderverschickung ist ein wichtiges Kapitel der deutschen Sozialgeschichte, das uns lehrt, genauer hinzusehen und die Erfahrungen der Schwächsten in unserer Gesellschaft ernst zu nehmen.
Hypnosetherapie in der Region Hannover bietet eine Möglichkeit der Aufarbeitung.